Aufbruch
Liebe:r Leser:in, liebe Alle,
wie schön, dass du hier bist. Ich bin Musikerin, Schauspielerin und seit ich 18 Jahre alt bin, begeisterte Outdoorerin. Zusammen mit meinen Pferden und meinem Hund reise ich regelmäßig nach Norden. Nach Schweden, bis die Straßen leerer werden, der Asphalt zu Schotterpisten wird, zu Sandwegen und schließlich enden. Dort steigen wir aus und beginnen unsere Reisen. Mit Zelt, Angelzeug, Büchern und guten Schuhen (mittlerweile jedenfalls, auf meiner ersten Reise stapfte ich auf Buffalo Plateau Turnschuhen durch den Wald)
Zu den Anfängen und älteren Reisen kommst du hier:
Zu dem Buch über das Alles hier kommst du hier:
Ganz unten ist dann jede Menge Musik verlinkt, aber jetzt Schluss mit Eigenwerbung, es geht los:
Aufbruch
Ich habe das Gefühl, wir sind gerade erst angekommen. 6,5 Wochen sind wir bereits zusammen unterwegs. Und es ist so viel unerwartetes passiert, dass ich gar nicht das Gefühl habe, dass überhaupt Zeit vergangen ist. Aber sie ist vergangen. Die Sonne steht jetzt anders. Der Sommer fühlt sich älter an. Nachts geht es jetzt auf deutlich unter 10 Grad. Und obwohl alles in mir eigentlich noch bleiben möchte, muss ich anfangen unsere Sachen zu packen.

Püppi und ich

zusammen überall
Erwartungen
Ich bin selten so schweren Herzens wieder nach Hause gefahren. Vielleicht hat es dieses Mal etwas mit meinen eigenen Erwartungen zu tun. Eigentlich dachte ich, ich wäre erwartungsmäßig total entspannt eingestellt. Ich dachte zu Anfang: „Mal sehen, ob meine kleine Nocona die Reise so alleine überhaupt wuppt“, „Mal sehen, wie lange sie in der Einsamkeit mit nur mir und Nuri klarkommt“, „Mal schauen, ob sie überhaupt gesund bleibt“, mal sehen, mal sehen, mal sehen…
Und immer dachte ich, ich fahre sofort zurück, wenn meine Tiere es hier nicht alleine aushalten.

Aufbruch steht an
Unerwartetes
Ich habe immer gedacht, die großen Hufabdrücke, die mein Seelenpony Marina hinterlassen hat werden unmöglich von einem anderen Pferd zu füllen sein. Marina war in ihrer Unbezwungenheit so einzigartig, mit ihrer Lebensgeschichte so unerschrocken, dass ich nie gedacht hätte, Reisen wie mit ihr auch mit einem anderen Pferd machen zu können.

Mein Seelenpony Marina auf unseren Reisen
Und nun sitze ich hier. Das ist meine 6. Reise mit Püppi. 4 davon mit ihr ganz allein.
Sie ist bezaubernd.

Meine kleine Nocona auf unseren Reisen
Nicht wild und unerschrocken. Nicht selbstständig bis zur Kotzgrenze und so unerschütterlich wie Granit.
Püppi ist freundlich und bedürftig nach Nähe.
Sie ist ängstlich, wenn es im Dunkeln knackt.
Sie faucht und rotiert, wenn sie Angst hat.
Sie ist nicht so felsenstark trittsicher, wie meiner Marina es war.
Aber sie ist hier. Bei mir. Sie ist seit 6,5 Wochen die perfekte Reisebegleitung.

Die perfekte Reisebegleitung
Sie bringt mich auf jeder Tour durch jedes Gelände.
Sie bekommt weder Panik im Moor, noch wird sie unruhig über Felsen und Unterholz.
Sie trägt Gepäck, Wasser und mich, als wöge es nichts.
Sie bleibt bei mir, wenn ich absteigen muss, um uns den Weg freizusägen und rupft dabei gelangweilt Blätter.

Zwischendurch mal den Weg freisägen
Sie respektiert mein Zelt, mein Zeug, ihr fragiles Paddock.
Sie bringt mich egal, wie sehr ich mich verrannt habe und NULL Ahnung mehr habe wo wir sind, 1000%ig denselben Weg zurück, den wir gekommen sind.
Und die einzigen Sorgen, die ich habe, mache ich mir selbst.
Vielleicht bin ich es, die nicht mehr so unerschütterlich ist, wie die Vaile, die ich mit Marina war.
Aufbruch
Neben allen Hürden, die wir nehmen mussten:
Hitzewelle
Kein Wasser
Nur Dreckwasser
Kein Strom
Kein Wasser und kein Strom
Auto kaputt
Pferd kaputt (im Felsen steckengeblieben, ist schon wieder viel besser)

Püppi ist zwischen Felsen steckengeblieben
..hatten wir unendlich viele schöne Touren.

Welt aus Granit
Jeden Morgen bin ich mit einem Lächeln aufgewacht.
Habe das Gesicht zu den großen dunklen Tannen gehoben, über die Wipfel in den strahlend blauen Himmel geschaut, zu den Wolken oder in endloses Grau.
Jeden Morgen war ich aus gazem Herzen dankbar.
Was für eine großartige Welt.
Was für eine großartige Reise.
Was für ein großartiges Leben ich führen darf.
Alles, was ich mir jetzt noch wünsche, ist meine Tiere sicher nach Hause zu bringen.
Und dann freue ich mich jetzt schon darauf, im nächsten Jahr wieder aufbrechen zu können.
Mit Demut und leicht korrigierter Erwartungshaltung.
Mit Liebe und ganzer Kraft.
Mit Mut und Freude für alles, was auf uns wartet.
Unerschrocken.
Eure Vaile, Nocona und Nuri <3