2016-06-25
20:09 Uhr. Eines sollte man unbedingt nicht tun, wenn man mit Pferd alleine durch die schwedischen Wälder stapft. Man sollte sich bitte auf keinen Fall einen Zahn ausschlagen.
Zwei Nächte, einen endlosen Tag und unzählige Ibuprofen 800 später überlegte ich wirklich, wie das wohl geht, sich selber einen Zahn zu ziehen. Man liest es ja immer mal wieder … aber ich weiß jetzt, ich laufe lieber mit Fieber und Schmerzen die Nacht durch, als meinen zerbrochenen Zahn auch nur mit der Zunge, geschweige denn mit einer Zange, die ich durchaus dabei gehabt hätte, zu berühren.
Nocona hat mich einen ganzen Tag hindurch getragen, samt Gepäck. Ich hätte vor einer Woche nicht mal geglaubt, dass wir auch nur die nächste Nacht zusammen durchstehen, und jetzt bringt mich diese kleine Kampfmaschine von hirschhassendem Pony nach der zweiten heulend durchwachten Nacht innerhalb von Stunden zu meinem Auto zurück – eine Strecke für die wir auf dem umgekehrten Weg mehrere Tage gebraucht haben.
So richtig bekomme ich es kaum noch zusammen. Wir sind am frühen Morgen los, erreichten nachmittags Auto und Hänger. Ich hab ihr wohl ein Paddock gebaut, Wasser gegeben, die Fliegensachen angezogen und bin dann in den nächst größeren Ort gefahren. Die Not-Zahnarztpraxis dort machte gerade zu, aber nach einem Blick auf mein verzerrtes Gesicht haben die mich trotzdem sofort eingelassen, denn in dem Zustand hätte ich nicht mehr weiterfahren können. Dieses Dankbarkeitsgefühl kann ich kaum in Worte fassen. Die hatten ein Stundenprogramm vor sich. Ergebnis, Zahn total zertrümmert, alles musste raus. Die Zahnreste alle zu finden hat gedauert. Ich hatte zwischendurch einen Schüttelfrost-Anfall, meine Nerven waren am Ende.
Ich traf dort auf ein Team von zwei Zahnärzten, einer Frau und einem Mann, die sich beide ganz toll um mich gekümmert haben. Beide waren unendlich freundlich und haben viel Mitgefühl gezeigt. Als ich ihnen erzählt habe, auf welchen Wegen ich zu Ihnen gefunden hatte, waren sie überzeugt davon, mein Pony wäre gleich draußen vor der Tür angebunden. Wahrscheinlich hat eine der Helferinnen nachgesehen.
Hatte ich erwähnt, dass ich in drei Wochen meinen nächsten Film drehe?
Na ja, bis dahin ist ja noch etwas Zeit, das Lächeln wieder herzustellen …
Ich bin dann bangend zu Nocona zurück. Befürchtend, dass sie, so plötzlich alleine gelassen, vollkommen durchdreht. Jedoch als ich ankam graste sie friedlich, zumindest in diesem Moment. Ich bin so dankbar, dass mein chaotisches Pony sich in so kurzer Zeit zu einem ernstzunehmenden Wildnis-Partner entwickelt hat.
Und jetzt?
Warte ich erst mal wie schlimm die Schmerzen morgen werden. Dann sehen wir weiter.
Eure Vaile-ohne-Zahn
Liebe Vaile,
Sending you high-powered healing energy for a speedy recovery and a peaceful continuation of this special quest.
Big hug and lots of love,
Willow
(Auf deutsch kann ich das nicht mehr so gut 😉
Oh je, das hört sich schrecklich an. So ein Pech! Wünsche dir, dass die Schmerzen schnell nachlassen und alles schnell wieder gut wird.
Auch von mir nochmal alles Gute,schnelle Besserung und ein strahlendes Lächeln für dich ♥
Oh je. Schade, dass dieser Wildnis-Urlaub schon vorbei ist. Aber vielen Dank, dass du unter diesen Umständen so schnell deine Blog-Leser versorgt hast.