wenn plötzlich das Tierchen, das man liebt einen Unfall hat.
Hier ein kleiner Rückblick zu meinem letzten Turnier im Sommer. Vieles ist seitdem passiert, aber ich würde euch gerne erzählen, wie es der kleinen Paula jetzt geht.
Mein Pony Nocona war auf dem C-Turnier in Bantikow auf der Banti-Cow Ranch sehr fleissig unterwegs. Nach einem zweiten Platz gewann sie 3 von 5 Prüfungen und hätte die Vierte laut Scoring auch noch gewonnen, wenn ich nicht unkonzentriert gewesen und das Anhalten am Ende vergessen hätte.
Warum war ich so unkonzetriert? “Meine” kleine Dackeldame Paula war unter ein Pferd geraten. Die Diagnose multipler Hüftbruch an 5 Stellen, ich war am Boden zerstört und hätte an dem Tag am liebsten ihre Morphium Tabletten gegessen, wenn sie sie nicht dringender gebraucht hätte..😔
Alles verliert einfach schlagartig jeden Wert und Sinn, wenn ein Tier, das man liebt plötzlich so unsagbare Angst und Schmerzen erleidet.
Am Sonntag Abend wurde das Gefühl, dass mit der kleinen Paula irgendetwas größeres als “nur” der Schock passiert war immer stärker, denn sie erholte sich trotz der verschriebenen Schmerzmittel nicht besonders. Zwar wedelte sie mich tapfer an, aber sie wollte partout nicht eigenständig aufstehen. Wenn ich sie auf die Füsse stellte ging sie aber los, um sich zu erleichtern. Gelähmt war sie also nicht.
So bin ich direkt am nächsten morgen noch einmal in die Klinik gefahren. Dort wurden dieselben befundlosen Biege und Tastübungen mit ihr gemacht und Paula hat nichts, absolut NICHTS angezeigt. Die TA und ich haben uns erleichtert angelächelt und ich höre uns noch sagen, lass uns trotzdem ein Bild zur Sicherheit machen.
Gott sei Dank haben wir das gemacht.
Die Hüfte war an fünf Stellen gebrochen.
Ich bin dem kleinen Hund nicht von der Seite gewichen, bis mein Vater und seine Frau (Paulas Frauchen) sie wieder abholen kamen. Sie hatten, die wie ich finde unheimlich starke Entscheidung getroffen, ihren Hund nicht noch vor der OP wiederzusehen. Ich hatte Paula bereits seit 6 Wochen in Pflege und ein Wiedersehen mit ihnen hätte das kleine große Dackel Herz nur zusätzlich gestresst.
Ich sass also im Aufwachraum und versuchte Paulas lange rosa Zunge feucht zu halten. Man hatte sie ihr aus dem Maul gelegt, damit sie nicht daran erstickt. Man sagte mir, ich solle während des Aufwachprozesses auf alles gefasst sein, denn manche Hunde können beim Aufwachen in Panik geraten und noch bevor sie ihre Sinne beisammen haben aus Angst beissen.
Gewappnet blieb ich also direkt vor ihrer Nase im Schneidersitz sitzen und wartete. Auf einmal zuckte die rosa Zunge und die Nase bewegte sich etwas. Kaum wahrnehmbar versuchte Paula schon mal zu riechen, was um sie herum passierte. Da meine Hände direkt vor ihrem Kopf aufgestützt waren, war ich der intensivste Geruch um sie herum und das erste und einzige, was die kleine Dackel-Dame tat, noch bevor sie auch nur ihre ledrige Zunge einrollen konnte, war propellerartig zu wedeln. Sie lag einfach da, unfähig irgendeinen Muskel zu bewegen ausser ihrer Rute. Ich hab so geheult.
Paula hat eine Platte auf einer Seite eingesetzt bekommen, sie sollte helfen, die anderen Brüche wieder an ihren Platz zu ziehen. Heute ist der Unfall bereits 4 Monate her und sie läuft und hopst wieder fast so schnell wie vorher. Schmerzen signalisiert sie überhaupt keine, keine Schwierigkeiten beim Aufstehen o ä. Nur beim Männchenmachen hält die Hüfte manchmal noch nicht ganz, was sie verspricht. Paulas Frauchen hat sie wochenlang massiert, ist mit ihr behutsam und diszipliniert mini Reha-Runden gegangen und hat alles für einen perfekten Heilungsverlauf getan.
Ich schreibe ja eigentlich gerne, wenn es was positives zu berichten gibt. Und auch, wenn ich keine besonders beflissene Vereinsnase bin, gebe ich gerne zurück, wenn sich die Gelegenheit dafür ergibt. In meinem ganzen persönlichen Drama um Paula, kam nun mein eigentlicher Wunsch über etwas aus der EWU-Turnier Szene zu berichten total zu kurz.
Deswegen nun hier, wenn auch mit reichlich Verspätung:
Nachdem ich drei Jahre nicht auf einem Turnier der Banti-Cow Ranch war, hat sich dort viel schönes getan und das möchte ich gerne erzählen.
Ich glaube meinen Ruf als ewige Extrawurst werde ich ja eh nie mehr los. Nocona und ich sind schon Freitag früh zum Turnier gefahren, es war unser erstes Mal Fahren dieses Jahr und nach unserem Spast-Anfall letztes Jahr auf dem ersten Birkholz Turnier (siehe Blog Genie und Wahnsinn), wollte ich ihr genug Zeit einplanen für etwaige Nerven Eskapaden.
Sie ist auch gut vorbereitet in ihren Hänger eingestiegen. Wie immer fahre ich den Hänger seit ca 6 Wochen jeden Tag vor, den ich im Stall bin und stelle sie zur Übung zum Fressen in den Hänger ohne zu fahren. Damit sich für sie nichts ändert, behandle ich sie dabei immer gleich, selbes Halfter, selbe Boots ..das klappt schon wunderbar.
Unsere Osteopathin Nathalie von EquiTao war auch 10 Tage vor dem Turnier noch da zum Check und hat sie behandelt und massiert..
Als wir dann nach zwei Stunden ruhiger und herrlich ereignisloser Fahrt ankamen, bekam Püppi dann leider doch plötzlich wieder so einen Stress-Anfall. Ich musste sie schnell aus dem Hänger holen, da ihr gesamtes Stress System hochtourte und sie innerhalb von 1 Minute klatschnass geschwitzt war. Um nichts zu riskieren, hab ich sie aus dem Hänger geholt und bin mit ihr gegangen, nach 5 Minuten war der Kopf Spuk vorbei und ich hatte mein Pony einfach wieder. Nocona nun wieder völlig normal, trocknete vor sich hin, als sei nie etwas passiert. Also wieder ein in den Hänger. Zur Gehorsamsabfrage. Natürlich kein Problem. Bekloppti.
Tony, Henne und Jana hatten den perfekten Paddock Platz für uns parat und haben mich damit total überrascht. Ich hatte zwar zuvor mit Henne telefoniert und nach einem grasfreien Platz gefragt, da wir zuhause anfang Juni erst bei 1,5 std Gras waren und ich mit Noconas Stoffwechsel ja immer sehr aufpassen muss.
Aber auf der Banti Cow Ranch bekam sie nicht nur einen grasfreien Paddock, sondern gleich einen ganzen Offenstall zur Verfügung. Bei der Hitze natürlich der absolute Jackpot.
So war ich den Gastgebern trotz ihrem Stirnrunzeln ob Püppis verschiedenen Einschränkungen sehr dankbar 🙂
Wer kein so aufwendiges Pferd hat, oder hatte, kann eben nur schwer nachvollziehen, wie es ist, wenn man kein Heu, Gras nur in Maßen und nur spät im Jahr, kein Stroh, keine Körner füttern darf, und das Pony ständig im Interieur zwischen Lämmchen und Drachen hin und her pendelt.
Püppi war nie das einfache Quarter mit dem ausgeglichenen Gemüt, aber soll ich sie deswegen verstecken?
Wir sind also gut angekommen und da ich so früh am Platz war, hatten wir alle Zeit der Welt um aufzubauen und uns zu akklimatisieren.
Die Ranch, der Platz, der Abreitebereich, die Halle alles war sehr gepflegt und es stand stets Wasser für die Pferde bereit. (Eventuell könnte man über die Äppelsituation auf der Paddockwiese noch einmal nachdenken ;))
Natürlich gab es auch wieder ein tolles Catering und ausnahmslos alle Mitarbeiter und Helfer waren trotz der Hitze unheimlich hilfsbereit und nett.
Da ich diesmal alleine gefahren bin und kein Helferlein hatte, fand ich es um so netter, dass mir zb beim Wegrollen einer schweren Heurolle sofort geholfen wurde und auch als meine Auto Batterie (natürlich) den Geist aufgegeben hat, standen Helfer parat und haben uns wieder ins Rollen gebracht.
Püppi wurde zum ersten Mal auch während eines Turnieres von ihrer Osteopathin betreut und durfte nach den Prüfungen verschiedene nicht Doping relevante Entspannungs Behandlungen genießen, während ich etwas neidisch zugucken durfte. Sie war fitter denn je und rauschte geradezu auf einer blauen Welle durch die Prüfungen.
Dann vergass ich ganz einfach das Anhalten zum Gruß am Ende der letzten Pattern und der Richter, der nicht ahnen konnte, warum ich nicht bei der Sache war, rief mir noch unheimlich freundlich mit einem Augenzwinkern nach der Prüfung zu, ich solle doch mal auf mein Scoresheet schauen, das ich hoffentlich mit mehr Aufmerksamkeit als die Pattern lesen würde..es waere Püppis vierter Pokal gewesen. Eine Wahnsinnsleistung von meiner bezaubernden und fleißigen Stute.
Paula war inzwischen natürlich wieder bei mir und Püppi.
Meine anfängliche Sorge, dass sie von nun an Angst vor Pferden haben könnte, löste sich in Rauch auf, als die kleine Ratte begeistert von Matschpfütze zu Äppelhaufen tobte und vor lauter Freude keine einzige Sekunde an alte Alpträume verschwendete.
Ich nahm mir fest vor mir daran ein Beispiel zu nehmen und mehr so zu sein wie dieser kleine, tapfere Hund mit dem großen Dackelherz.
Bis zum nächsten Blog!
Püppi, Paula und Vaile <3