Unterwegs gen Norden… Die dritte Nacht haben wir bereits draußen verbracht und bisher kommen wir gut voran. Wir sind immer noch mit Wagen und Hänger nach Norden unterwegs, lassen uns viel Zeit auf der Reise. Viel mehr als ich das sonst getan habe. Zum einen habe ich mich gefragt, warum ich eigentlich immer so eine Hetze veranstalte auf dem Weg in die Einsamkeit, und ich kam darauf, dass es doch vielleicht auch ganz schön sein könnte, die Menschen denen ich auf dem Weg dorthin begegne auch mal Hallo zu sagen, statt ihnen nur zu winken, zum anderen hat Püppi mir immer wieder gezeigt, dass sie bei meinem Tempo nicht mithalten kann und ich bin fest entschlossen ein besserer Pferdemensch für sie zu werden.
Wir sind zwei Nächte in Trelleborg am Strand geblieben und sind dort jeden Tag ausgiebig ausgeritten. Ihre zweite erste Begegnung mit dem Strandsand verlief nicht ganz so spektakulär, wie ihre Erste 2016.
So konnte ich sitzenbleiben, musste nicht absteigen und wir sprangen auch nicht mit einem 6meter Satz über jedes Rinnsal, sondern konnten es todesmutig fauchend und prustend, aber in Würde schreitend überwinden. Am ersten Tag sind wir noch über eine Stunde lang im schönsten Schulter herein weg vom Wasser geritten, Gott sei Dank auch auf dem Rückweg, man will ja beide Hände gymnastiziert haben. Am zweiten Tag war das Pony schon gerade gestellt und fast gelangweilt. Mein Plan geht also soweit auf. Zeit, ist bei diesem Pferd einer der Schlüssel; eigentlich witzig vom Schicksal, dass es mich auf diese Art zwingt langsamer zu gehen, und z.B die Menschen, denen wir begegnen auch wirklich zu sehen, im Moment zu sein, statt immer in der Zukunft. Was sollte mir diese Reise noch bringen? Ach ja, ohne Ziel sein zu können, im hier und jetzt glücklich sein zu können. Ok, irgendwann ist mir das wohl ein klein wenig abhanden gekommen bei all der Eile an mein Ziel zu kommen kein Ziel zu haben.
Meine Reitbeteiligung sagt immer, man bekommt das Pferd, das man braucht. Vielleicht ist das auch auf anderes im Leben adaptierbar. Vielleicht bekommt man immer das, was man braucht. Braucht wofür? Um der beste Mensch zu werden, der man sein kann. Das zumindest ist mein Ziel. Für mich. Ich möchte immer in den Spiegel sehen und mir sicher sein können, dass ich so gut handel wie ich es eben vermag.
Diese Reisen helfen mir dabei meine Mitte wiederzufinden. Und mein teilzeitbeklopptes Pony hilft mir dabei nicht an meiner Mitte vorbei zu hetzen.
Jetzt, jedenfalls, wo ich auf der nächsten Etappe halt gemacht habe und mir fest vorgenommen habe hier drei Nächte zu verweilen, bevor es an die anstrengendste Etappe der drei geht, steht sie entspannt mutterseelenallein in ihrem Paddock, brubbelt mich an, wenn ich es wage mich zu bewegen, die Unterlippe hängt, und sie tut so, als sei das bei ihr immer so.
“Komm halt zu Ruhe, dann komm ich auch zur Ruhe”, glubscht sie mich allwissend an. Ja, da scheint was dran zu sein. Und auch der Stier in mir, der grundsätzlich bei allem mit dem Kopf durch die Wand will und alles zur Not mit purer Willenskraft anschiebt, zuckt mit den mächtigen Schultern. Wo sie Recht hat, hat sie Recht. Es gibt Dinge, die kann man nicht erzwingen. Auch nicht, wenn man Hörner hat. Entspannung und glücklich sein gehören dazu. Glaubt mir, ich bin der Stier. Ich hab es versucht.
Der Stier, Püppi und ich sitzen heute Abend am Lagerfeuer und schauen über den ersten See unserer Reise. Und atmen.
Bis zum nächsten Blog von unterwegs!
Vaile und Püppi (und Stier)
Und hier geht es zum Buch und zur Musik dazu, wer es noch nicht hat und es gerne hätte 🙂
Hallo Vaile genieß die Tage;die Ruhe und die Schönheit der Natur.Lass dich mit Püppi von der Weite der Landschaft treiben und führen.Von Tag zu Tag werdet ihr beiden ruhiger und fangt an eure Reise zu geniessen.Ein Zusammenspiel von Mensch und Tier in der Natur.Lasst es euch gut gehen und passt gegenseitig auf euch auf.Gruss Patrick
Hier spricht auch ein Stier…. Ich wünsche Euch auch weiterhin viel Entspannung und trotzdem eine abenteuerliche Reise (eins schließt das andere ja nicht aus)