Ein Welpen von der Müllkippe
Nachdem ich mich nun entschieden hatte mein Leben um eine kleine Hundeseele zu bereichern, sah ich mich bei den verschiedenen Tierschutz und Tier-Rettungs Vereinen um. Natürlich weiß jeder von uns, wieviel Leid es überall um uns herum gibt. Ob Mensch, oder Tier. Überall kann man helfen und überall gibt es Seelen, die kein Zuhause, keine Sicherheit und keine Perspektiven haben.
Einen kleinen Menschen konnte ich nicht retten, aber einen kleinen Hund.
Nuri
Nuri hatte Glück. Sie wurde als kleiner Wurmling zusammen mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern auf einer Müllkippe in Rumänien gefunden. Dort wurde sie von Homeless Dogs Romania und Hundeherzen e.V eingesammelt, und konnte im Shelter überleben. Auf den Seiten der Vereine werden die gefundenen Hunde dann vorgestellt und können vermittelt werden.
Als ich mich für sie beworben hatte, bekam ich eine Selbstauskunft zugeschickt. Nach der Prüfung meiner Angaben kam ich in die engere Auswahl für die Adoption und es wurde ein Kontrolltermin bei mir Zuhause vereinbart. Kontrolliert wurde dabei die Umgebung, in die der Hund kommen würde und natürlich auch meine Person. Nach positiver Entscheidung bekam ich den Schutzvertrag für die kleine Maus zugeschickt und es wurde die Ausreise für den Welpen organisiert. Ich hatte Glück, denn es gab bereits nach 14 Tagen die Möglichkeit für den Transport von Rumänien nach Berlin.
Ein Welpe geht auf die Reise
Ich habe so etwas ja noch nie erlebt. Insgeheim dachte ich irgendwie, es käme ein alter klappriger VW Bus, vollgestopft mit verwahrlosten und verängstigten Hunden zum vereinbarten Treffpunkt der Übergabe auf dem Parkplatz an der Autobahn an.
Meine Familie war extra nach Berlin gekommen, um das kleinen neue Familienmitglied zu begrüßen. Als wir auf dem Rastplatz ankamen, sahen wir schon ein Dutzend andere Familien mit offener Heckklappe und erwartungsvollen Gesichtern.
Wir hatten alle Anweisungen vom Verein bekommen, wie der Hund nach Hause transportiert werden sollte, um Unfälle zu vermeiden und Sicherheit zu gewährleisten. Und so standen wir dort alle in der dunklen Kälte mit Hundebox und Decken ausgerüstet und warteten.
Als dann Scheinwerfer auftauchten, sahen wir keinen abgehalfterten, rostigen Truck, sondern einen top modernen Sprinter um die Ecke biegen. In der Fahrerkabine zwei Fahrer. Im Ladenraum bei den Hunden ein dritter Fahrer, der die Hunde die ganze Zeit über im Blick hatte. Der Laderaum war nach vorne zur Fahrerkabine hin offen, so dass auch die beiden vorne sitzenden Menschen die ganze Zeit über Kontakt mit den verängstigten kleinen Hunden halten konnten. Jede Hundebox war mit Futter und Wasser ausgerüstet. Wenn Welpen aus einem Wurf in die selbe Stadt kamen, wurden sie zusammen transportiert, um etwas Geborgenheit auf der langen Fahrt zu haben. Das Transportunternehmen Road Trip to Happiness machte seinem Namen wirklich alle Ehre. So einen liebevollen und professionellen Umgang hatte ich trotz der freundlichen und versierten Vermittlerin in Berlin irgendwie trotzdem gar nicht erwartet. Ich wünschte, ich könnte meinem Pferd den selben Komfort auf unseren Reisen bieten 🙂
Die Hunde wurden nach Personalausweis Kontrolle der jeweiligen Adoptanten bei geschlossener Transportertür in ihr Sicherheitsgeschirr geschnallt. Dann wurden sie direkt vom Mitarbeiter in die jeweilige Hundebox ins Auto der neuen Familie getragen.
Unser Welpen
Natürlich hatten die Hunde Angst, aber wir alle wussten ja, dass sich nach dieser letzten Anstrengung ein Leben voller Freude und Liebe auftun würde, und das machte es wert dort zu stehen und zu beobachten, wie die kleinen und großen Hunde resigniert und starr in die warmen Autos getragen wurden.
Ich glaube es blieb kein Auge trocken, denn es war einfach ein wunderschöner und rührender Moment, in dem gemeinsamen Wissen, dass alle Hunde, die in dem Transporter waren nun ein Zuhause bekamen.
Wir standen ganz hinten in der Reihe und kamen erst spät dran. Der Mitarbeiter des Transportunternehmens checkte meinen Ausweis und nahm mir mein Sicherheitsgeschirr ab. Dann verschwand er im Transporter und wir konnten nur sehen, wie er etwas kleines, weißes aus einer Box holte. Unsere Nuri. Ich hab geheult. Er brachte sie direkt in mein Auto und wir durften sie zum ersten mal anfassen und schnuppern lassen. Sie war ganz weich und warm und lieb und süß und trotz der irre langen Fahrt freundlich. Sie lag sofort auf dem Rücken und ließ sich den Bauch streicheln.
Dann setze sie einen großen Haufen in ihre Box und wir fuhren glücklich, in einem nach Hundescheiße stinkenden Auto, 30 Minuten nach Hause 😀
Die ersten Tage
Seit Sonntag bereichert mein kleines Monster Nuri nun mein Leben. Sie lenkt mich ab, wärmt mein Herz, zerstört meine Wohnung, nervt mein Pferd, liegt über meinen Füßen auf den Pedalen meines Klaviers, wenn ich online Gesang unterrichte, zerfetzt meine Laken, wenn ich versuche mein Bett neu zu beziehen, lernt gerade das Wort “NEIN” (nicht), und ist die beste Entscheidung seit ich 2007 meine Nocona gekauft habe.
Ich schreibe euch wieder, jetzt muss sie schnell raus, denn toitoitoi, der Haufen in ihrer Box blieb bisher der einzige…
Eure Vaile (mit Nuri auf den Füßen)