Dies ist der 4. Blog zu meinen Abenteuer Reisen. Zum letzten Trip gelangt ihr hier. Zum Beginn der aktuellen Reise kommt ihr hier.
Die Überfahrt mit der Peter Pan
Püppi und Nuri waren die ganze Überfahrt mit der Fähre über sehr, sehr brav. Ich rufe immer kurz vor der Fahrt im Fährbüro an und sage Bescheid, dass ich mit Pferd im Anhänger komme. Seit meiner ersten Reise hatte ich nie Probleme beim Boarding. Das Personal der TT-Line ist unheimlich nett und platziert mich immer so, dass ich im Notfall ausladen könnte.
Die Fähre braucht 5,5std. Ich bleibe immer im Auto. Auch, wenn das streng genommen nicht erlaubt ist, machen sie bei einem Pferd immer eine Ausnahme für mich. Ich würde sie ums verrecken nicht alleine lassen.
Ich nutze die Zeit und gehe oft in den Anhänger. Püppi fährt ohne Trennwand, so hat sie die Möglichkeit ihren Po etwas von links nach rechts zu bewegen und kann sich bequem hinstellen. Ich putze sie, flechte ihre Mähne ein, massiere ihren Rücken und die Kruppe. Ab und zu halte ich ihr Wasser vor die Nase, Mash bekommt sie vor der Abfahrt und danach sowieso.
Als wir in Schweden ankommen ist es tiefschwarz um uns herum. Ich bin noch nie im Dunklen in Schweden angekommen. Ich fahre ja immer im Sommer. Obwohl es erst 19:30 ist, fühlt es sich an wie nach Mitternacht. Langsam rolle ich hinter der Trucks als letzte aus dem Bauch der Peter Pan.
Zoll Kontrolle
Jetzt nur noch 15 Minuten, dann bin ich auf der Trab und Galloprennbahn, wo Püppi wieder eine Gast-Box bekommen soll. Ich bin innerlich ganz ruhig und stelle mir vor, wie wir fahren müssen. Mit Melanie, meiner Gastgeberin, habe ich die ganze Zeit Satellitenbilder von Google Maps ausgetauscht, damit ich ungefähr weiß, wo ich auf dem riesigen Sportgelände hinfahren muss. Natürlich ist um diese Uhrzeit kein Betrieb mehr. Aber das ganze Gelände wird von Securitas überwacht, und auf meinen Anruf hin, sollen sie mir das Tor aufschliessen.
Püppi steht in Stallgebäude 12A, in Box 1. Aufregend, mal sehen…
Aus den 15 Minuten wurde dann natürlich nichts. Der Spur meiner Pechsträhne folgend, hielten mich zum allerersten Mal in über 20 Jahren, die ich diese Reise mit Pferd nun bereits mache, die Zollbeamten fest.
Ich wurde rausgewinkt (klingt falsch, hab ich aber gegoogelt:)) und sollte Papiere für Pferd und Hund bereitstellen. Kein Problem, dachte ich entspannt verspannt. Ich hab ja tatsächlich alles bilderbuchmäßig vorbereitet und sofort griffbereit. Jetzt weiß ich auch warum ich dieses Mal so super ordentlich war.
Die Papiere sind natürlich in Ordnung. Um sie zu checken braucht man anscheinend trotzdem gut 20 Minuten. Ein großer Schäferhund wurde um meinen Fuhrpark gelenkt. Als er nicht anschlägt, möchten die Beamten, dass ich den Verschlag bei Püppi öffne. Klar, auch das noch ..gerne! ..
Sie leuchten ihr mit ihren Stirnlampen direkt ins Gesicht. Ich bleibe freundlich. Püppi auch.
Ich will hier nur einfach weiter und halte es aus. Bis die Beamten erfolglos versuchen die Sattelkammer vor Püppi aufzustemmen. Das geht so nicht, denn davor ist ja ein Heulage Mini befestigt und die Tür ist noch einmal zusätzlich mit einem Fahrradgummi gesichert.
Als sich die Tür nicht öffnen lässt, drehen sie sich um, und möchten dass ich ablade.
WTF???
Jetzt raste ich ganz kurz und sehr freundlich aus und sage, das geht nicht, die Stute steht schon viel zu lange auf dem Hänger. Wenn sie noch weiter suchen möchten, könnten sie mich ja begleiten und auf der Galoppbahn weitermachen. Aber im Hafen ausladen, bei -5 Grad und tiefschwarzer Nacht. AUFGARKEINENFALL.
Hat funktioniert.
Nachts alleine im Stadion
Wir kommen also doch noch im Stall an, Securitas ist freundlich, die Box ist riesig, die Einstreu steht vor der Box frisch bereit. Ich atme durch. Püppi auch.
Nachdem ich Püppi vom Hänger geholt habe lief ich erst einmal 45 Minuten mit ihr auf der Trabrennbahn. Komisches Gefühl, so mutterseelenallein im Stadionlicht einer Rennstrecke. Uns tat es nach der langen Etappe gut und ich richtete Püppis Box mit einem guten Gefühl ein. “Morgen fahren wir nur noch 2,5 Std” versprach ich ihr, “und danach hast du 6 Wochen Urlaub im Wald”.
Mein Hostel in Malmö war wieder total ok.
Am nächsten Morgen bekam ich einen Coffee to go mit Hafermilch, mein Auto hatte wider Erwarten kein Ticket (Automat hatte EC-Karte nicht gewollt), ich fuhr gut gelaunt und bei bestem Wetter um 7:00 zu Püppi.
Leider war Püppi wieder alleine gelassen worden, und natürlich wieder entsprechend gestresst. Ich versuche immer alles an kontrollierbaren Umständen bestmöglich zu planen. Aber so viel Stress, wie ihr diese beiden Übernachtungen gemacht haben, mute ich ihr sicher nie wieder zu. Im Sommer zu fahren, und direkt neben ihrem Paddock zu schlafen, ist etwas völlig anderes, und das habe ich unterschätzt.
Während ich euch das hier alles von meinen Reisen und der holprigen Anfahrt berichte, steht Püppi neben 9,5 Wallachen in einem Offenstall mit Paddock und frisst ihr Abendbrot. Nuri ratzt auf dem Bett, nachdem sie den halben Tag mit Buster, dem großen, freundlichen Ranch Labrador gespielt hat. Und auch, wenn die letzte Etappe der Anreise zur Ranch 52 emotional noch einen drauf gesetzt hat, bin ich sehr froh hier zu sein. Und eines weiß ich sicher. Die Rückreise wird anders aussehen :).
Ich finde ihr ein Paddock mit Beisteller. Sonst müssen wir halt hier bleiben 😉
Eure Vaile, Nocona und Nuri.